Jeder hat ChatGPT. Niemand hat deine Erfahrung.

Lesezeit: 6 Minuten

Du scrollst durch Instagram. Post Nummer 47 heute. „Wie ich mit ChatGPT in 10 Minuten einen Blog-Artikel schreibe.“ 500 Likes. 73 Kommentare. Alle jubeln.

Du denkst:

F..k. Jetzt kann jeder Content machen.

Dann der nächste Gedanke: „Wenn jeder Content machen kann… warum sollte jemand MEINEN Content lesen?“

Willkommen in der Content-Inflation

Früher war alles besser.

2020: Content erstellen = Wettbewerbsvorteil.
2025: Content erstellen = Eintrittspreis.

ChatGPT hat die Regeln geändert. Nicht, weil die Technologie so gut ist.

Sondern, weil die Technologie so einfach zugänglich ist.

Dein 16-jähriger Neffe hat ChatGPT.
Deine Kollegin im Büro hat ChatGPT.
Die selbsternannte Expertin mit 6 Monaten Berufserfahrung hat ChatGPT.

Alle können jetzt Artikel schreiben. Blog-Posts. LinkedIn-Content. Newsletter.

Die logische Folge? Mehr Content. Viel mehr Content. Eine Tsunami-Welle an… naja… Zeug.

Hier sitzt du. 20 Jahre Berufserfahrung. Echte Expertise. Harte Lektionen gelernt. Sporen verdient.

Und du fragst dich: „Bin ich jetzt überflüssig?“

Nein. Bist du nicht. Im Gegenteil.

Aber du musst verstehen, was sich geändert hat.

Die neue Content-Währung

Die alte Gleichung (bis 2024):
Content erstellen können → Sichtbarkeit → Autorität → Business

Die neue Gleichung (seit 2025):
Content erstellen können = Commodity
Substanz liefern können → Sichtbarkeit → Autorität → Business

Was hat sich geändert?

Die Frage ist nicht mehr: „Kann ich Content machen?

Die Frage ist: „Habe ich etwas zu sagen?

Und genau hier liegt dein unfairer Vorteil.

Früher (bis 2024)Heute (seit 2025)
Content erstellen = schwerContent erstellen = trivial
Tools = teuer/komplexTools = kostenlos/einfach
Barriere = technisches KönnenBarriere = substanzielle Tiefe
Vorteil = ProduktionsgeschwindigkeitVorteil = Erfahrungstiefe
Währung = QuantitätWährung = Qualität

Wenn jeder produzieren kann, gewinnt nicht der Schnellste.

Es gewinnt der, der am meisten zu sagen hat.

Das KI-Paradoxon

Hier kommt der „Mind-Fuck“:

KI macht Content-Erstellung demokratischer → gut.

Mehr Menschen können ihre Expertise teilen → auch gut.

Aber: Mehr Content ≠ mehr guter Content.

Die Ironie: Je einfacher es wird Content zu erstellen, desto schwieriger wird es, aufzufallen.

Die Wahrheit: Die meisten nutzen ChatGPT um generischen Content zu produzieren. Copy-Paste. Bisschen umformulieren. Veröffentlichen.

Resultat: Tausende Artikel, die alle dasselbe sagen. Unterschiedliche Worte. Gleiche Substanz. Null Tiefe. Wirklich null.

Du bist nicht Generisch. Du bist Spezialist.

Wo KI besser ist

Lass uns ehrlich sein: ChatGPT ist gut. Sehr gut. In manchen Dingen.

KI ist besser bei:

  • Geschwindigkeit (10 Minuten vs. 2 Stunden)
  • Grammatik (perfekt, immer)
  • Struktur (logisch, konsistent)
  • Recherche (sammelt Infos schneller)
  • Formatierung (sauber, präzise)

Ein einfacher Test: Gib ChatGPT das Thema „Wie man einen Businessplan erstellt“.

Resultat: Ein ordentlicher, strukturierter, korrekter Artikel.

Problem: Den gleichen Artikel haben tausende andere auch bekommen.

ChatGPT weiß alles über nichts.

Du weißt alles über DEIN Ding.

Wo du unschlagbar bleibst

Hier wird’s interessant. KI kann NICHT:

1. Aus Fehlern lernen (KI hat keine gemacht)
ChatGPT kennt keine gescheiterten Businesspläne. Du schon. Mindestens drei. Vielleicht fünf. Diese verdienten Sporen? Das ist Gold.

2. Kulturelle Feinheiten verstehen (KI kennt nur Daten)
ChatGPT: „Starte schnell, teste deine Idee, skaliere aggressiv.“ Klingt gut. Funktioniert im Silicon Valley. Aber du weißt: In Österreich oder Deutschland brauchst du 6 Monate Vertrauensaufbau, bis sie von dir kaufen.

3. Emotionale Intelligenz zeigen (KI hat keine Gefühle)
ChatGPT: „Bleib motiviert!“
Du: „An Tag 137 wollte ich schon aufgeben. Meine Frau sagte nur diese drei Worte…“

4. Widersprüchliches ausmerzen (KI denkt binär)
ChatGPT: „Folge diesen 5 Schritten“
Du: „Schritt 3 funktioniert nicht, wenn du Kinder hast. Hier die Alternative…“

5. Realist sein (KI hat keine Intuition)
ChatGPT: „Optimale Posting-Zeit ist 9 Uhr“
Du: „Außer deine Zielgruppe sind Selbstständige. Die lesen erst um 21 Uhr.“

Wo du gewinnst, wo KI gewinnt

Content-PieceKIErfahrungWer gewinnt?
Grundlegende Info★★★★★★★★KI
Strukturierung★★★★★★★★★KI
Aus Fehler lernen★★★★★DU
Kulturelle Feinheiten★★★★★★★DU
Emotionale Tiefe★★★★★DU
Nischen-Expertise★★★★★★★DU
Anekdoten & Stories★★★★★DU

Die Power-Formel:

KI allein = austauschbar
Deine Erfahrung allein = schwer zu skalieren
Deine Erfahrung + KI = unschlagbar

Check: Ist deine Expertise KI-sicher?

Beantworte diese 5 Fragen:

1. So habe ich mir meine Sporen verdient
Habe ich durch eigenes Scheitern etwas gelernt, was in keinem Buch steht?
(Beispiel: „Mein erster Businessplan ist komplett in die Hose gegangen. Das Warum lernst du in keinem Seminar.“)

2. Ich kann einen Kontext herstellen
Funktioniert mein Wissen nur in bestimmten Situationen?
(Beispiel: Was im Silicon Valley funktioniert, floppt oft in Österreich. Garantiert.)

3. Ich habe Stories auf Lager
Kann ich echte Geschichten erzählen, die mein Wissen lebendig machen?
(Beispiel: Nicht „Man sollte testen“ sondern „Als ich ich endlich live war und …“)

4. Ich kenne ich die Ausnahmen
Weiß ich, wann die Standard-Tipps versagen?
(Beispiel: „LinkedIn-Tipps funktionieren einfach anders, wenn du 35+ bist und Familie hast.“)

5. Ich kann Theorie in Praxis übersetzen
Kann ich allgemeine Theorie in spezifische Lösungen übersetzen?
(Beispiel: Aus „Validiere deine Idee“ wird „So validierst du deine Geschäftsidee ohne deinen Job zu riskieren“)

Auswertung:

  • 4-5 Ja: Deine Expertise ist KI-resistent. Du bist unersetzbar.
  • 2-3 Ja: Gute Basis, aber du musst tiefer gehen. Arbeite an deiner Nische.
  • 0-1 Ja: Warnsignal. Du konkurrierst mit ChatGPT.

Der Weg von austauschbar zu unersetzbar

Wenn dein Inhalte nur Informationen „weitergeben“, bist du ersetzbar.

Die gute Nachricht: Du hast 20 Jahre Erfahrung = super viel Material, das kein KI-Tool replizieren kann.

Das Problem: Die meisten 35+ Professionals unterschätzen ihre Erfahrung.

Weil sie denken:

  • „Das weiß doch jeder“ (Nein, tut er/sie nicht)
  • „Meine Fehler sind peinlich“ (Nein, sie sind lehrreich)
  • „Das ist zu spezifisch“ (Nein, das ist dein Vorteil)

Und das kommt dabei heraus:

Von: „Wie man einen Businessplan erstellt“ (Allgemein)
Zu: „Warum mein erster Businessplan gescheitert ist und wie der zweite Umsatz generiert hat“ (Unersetzbar)

Von: „5 Tipps für LinkedIn“ (Austauschbar)
Zu: „Warum aktuelle LinkedIn-Tipps für Einzelunternehmer mit Familie nicht funktionieren. Was stattdessen…“ (Wertvoll)

Von: „Zeitmanagement für Gründer“ (ChatGPT-Output)
Zu: „Wie ich mit Vollzeitjob, zwei Kindern und meine nebenberufliches Business nicht ausgebrannt bin“ (Nur du)

Nutze KI als Verstärker, nicht als einen Ersatz

KI ist nicht dein Konkurrent. KI ist dein Recherche-Assistent, dein Struktur-Helfer, dein Geschwindigkeits-Boost. KI ist dazu da, dich zu unterstützen.

Aber: KI schreibt nicht deinen Artikel. Du schreibst deinen Artikel. KI hilft dir dabei.

Falsch (das macht dich austauschbar):

  1. Prompt: „Schreib mir einen Artikel über Businessplanung“
  2. Copy-Paste ChatGPT Output
  3. Veröffentlichen
  4. Wundern, warum niemand reagiert

Richtig (das macht dich unersetzbar):

  1. Prompt: „Gib mir eine Struktur für einen Artikel über Businesspanung“.
  2. ChatGPT liefert die Struktur.
  3. DU füllst jeden Punkt mit DEINER Erfahrung.
  4. DU ergänzt DEINE gescheiterten Versuche.
  5. DU machst es für DEINE Nische spezifisch (35+, nebenberuflich, DACH-Raum).
  6. DU schreibst in DEINER Stimme.

So machst du aus KI-Content deinen Content

Schritt 1: Artikel Recherche (mit KI)

Recherchiere mit Hilfe von ChatGPT die grundlegenden Information & Struktur zB. für einen Artikel.

Beispiel: „Geschäftsidee validieren“

Ergebnis ChatGPT (vereinfacht dargestellt):

  1. Führe eine Marktforschung durch.
  2. Entwickle einen MVP.
  3. Teste deinen MVP.
  4. Sammele Kundenfeedback.
  5. usw.

Schritt 2: Überarbeitung mit deiner Erfahrung (nur DU)

Überarbeite und Ergänze den Artikel mit deiner Erfahrung, deinen Fehler, deinen Erfolgen und deiner „Tonality“.

Beispiel:

„Meine erste Business-Idee: Online-Kurse. Habe 6 Monate entwickelt. Null Verkäufe. Warum? Ich hatte nie gefragt, ob jemand das will.

„Zweite Business-Idee: Consulting. Habe VORHER 10 Gespräche geführt. Drei haben gebucht, bevor ich eine Website hatte.“

Schritt 3: Feintuning für die spezfische Anwendung (nur DU)

Mach den Artikel bzw. dein Wissen für die konkrete Situation deiner Zielgruppe anwendbar.

Beispiel:

„Als 45-Jähriger mit Familie kannst du nicht ‘einfach mal testen’. Hier Methoden die funktionieren, um deine Businessidee zu testen ohne deinen Job zu riskieren…“

Ergebnis

ChatGPT macht nur Schritt 1. Niemand sonst kann Schritt 2 und 3 machen. Das kannst nur du.

So gewinnst du: Autorität. Vertrauen. Kunden.

Der nächste Schritt: 48 Stunden Challenge

  1. Nimm deinen letzten Artikel oder ein Thema, über das du schreiben willst
    Frage dich (ehrlich): „Hätte ChatGPT das auch schreiben können?“
    Sei ehrlich.
  2. Identifiziere eine Geschichte aus deiner Erfahrung
    Ein Fehler. Ein Erfolg. Eine Lektion. Die nur DU erzählen kannst.
  3. Schreibe einen Artikel der beide kombiniert
    KI: Für Struktur und Geschwindigkeit.
    DU: Für Substanz und Tiefe.

Zeit: 48 Stunden.

Los.

Danach weißt du: Bist du austauschbar oder unersetzbar?

Lernen durch Machen.