Warum du genug Zeit hast (und wo du noch mehr findest)

Lesezeit: 8 Minuten

Es ist 22:30 Uhr. Du sitzt auf der Couch, scrollst durch dein Handy und denkst: „Schon wieder nichts geschafft für mein Projekt.“

Dabei wolltest du heute wirklich anfangen. Endlich mal was tun für deine Idee, dein Business, dein Ding. Aber dann kam der Tag. Der Job. Die Familie. Das Leben halt.

Und jetzt sitzt du da mit diesem nagenden Gefühl: „Ich hab einfach keine Zeit.“

Kennst du das?

Ich auch. Jahrelang hab ich mir eingeredet, ich bräuchte nur mehr Zeit. Mehr Stunden im Tag. Weniger Ablenkungen. Weniger Meetings. Weniger Verpflichtungen. Weniger Chaos im Alltag. DANN könnte ich endlich starten.

Schwachsinn.

Du hast genug Zeit. Du nutzt sie nur für andere Dinge.

Wo deine Zeit wirklich hingeht

Ich hab mir mal eine Woche lang ehrlich aufgeschrieben, was ich so treibe. Nicht geschönt. Nicht „wie ich’s gerne hätte“. Sondern echt real.

Das Ergebnis?

Autsch.

Meine Woche sah so aus:

  • 40 Stunden Job (okay, realistisch: 45 mit Überstunden)
  • 56 Stunden Schlaf (8 Stunden x 7 Tage: Ich brauch meinen Schlaf)
  • 7 Stunden Pendeln (30 Minuten pro Weg, 5 Tage die Woche)
  • 5 Stunden Mittagspausen (wobei „Pause“ oft nur am Handy rumscrollen heißt)
  • 20 Stunden Familie (Frühstück, Abendessen, Wochenende)
  • 10 Stunden Sport, Haushalt, Einkaufen (das Minimum)

Das macht 143 von 168 Stunden. Bleiben 25 Stunden „übrig“.

25 Stunden pro Woche. Über 3,5 Stunden täglich.

„Aber Alex, die hab ich nicht!“ höre ich dich sagen.

Doch, du hast diese Stunden.

Die Zeit „versickert“ nur. Und zwar dort:

Abends auf der Couch „entspannen“, aber eigentlich nur Netflix-Hintergrund-Berieselung, nebenbei Instagram durchscrollen, dann noch schnell die E-Mails vom Job checken (weil morgen ja eh wieder…), dabei nicht wirklich erholt, nicht wirklich produktiv, einfach nur… Zeit verstreichen lassen.

Oder die Mittagspause: Du könntest 20 Minuten für dein Projekt nutzen. Stattdessen: Mit Kollegen über Themen reden, die dich eigentlich nicht interessieren, oder alleine essen und dabei durch LinkedIn scrollen. Aber nicht produktiv, sondern konsumierend, vergleichend, zweifelnd.

Oder die Meetings: Du sitzt in Besprechungen, bei denen du nach 10 Minuten innerlich abgeschaltet hast, weil du weißt, dass das auch eine E-Mail hätte sein können. Aber du musst ja „präsent sein“. Also sitzt du da, nickst gelegentlich, und deine Gedanken sind… irgendwo, nur nicht hier.

Das ist nicht böse gemeint. Das ist menschlich. Aber es ist auch die Wahrheit, die dir kein Feel-Good-Coach sagt.

Du hast keine Zeit? Oder nutzt du sie nur nicht für das, was dir wichtig ist?

Denk mal darüber nach.

Genug Theorie? Die 48-Stunden-Challenge

Ich garantiere dir: Du findest 60 Minuten täglich, die du anders nutzen könntest. Ohne auf irgendetwas Wichtiges zu verzichten.

Und weißt du was? Diese eine Stunde verändert alles.

Entweder du trackst die nächsten 48 Stunden und beweist es dir selbst. Oder du sitzt in einem Jahr wieder hier. Mit den gleichen Ausreden.

Warum schon eine Stunde täglich mehr ist, als du denkst

„Alex, mit einer Stunde bau ich doch kein Business auf!“

Doch. Tust du.

Weil du nicht weißt, wie Anfangen funktioniert. Du denkst, du brauchst:

  • Perfekten Plan (Nein)
  • Komplettes Setup (Nein)
  • Alle Skills (Nein)
  • Wahnsinnig viel Zeit (NEIN)

Du brauchst: Fokussierte Wiederholungen.

Eine Stunde täglich, wirklich konzentriert genutzt, sind 7 Stunden pro Woche. 30 Stunden im Monat. 365 Stunden im Jahr.

Das sind 9 Vollzeit-Arbeitswochen. PRO JAHR. Neben deinem Job.

In einer Stunde kannst du:

  • Einen Blog-Post schreiben (800 bis 1000 Wörter)
  • 5 Social-Media-Posts erstellen
  • 3 Kunden-E-Mails beantworten
  • Ein Produkt-Feature bauen
  • Eine Landingpage optimieren
  • 2 Newsletter schreiben

Das Problem ist nicht die Zeit per se. Das Problem ist, was du VOR und NACH dieser einen Stunde machst.

Wie die meiste Zeit durch Context-Switching draufgeht

Hier ist, was ich viel zu spät kapiert habe:

Du verschwendest die meiste Zeit, wenn du ständig zwischen verschiedenen Arbeitsmodi wechselst.

Stell dir vor: Du kommst nach Hause. Der Job klebt noch an dir wie nasse Kleidung. Im Kopf die Meeting-Themen, die offene E-Mail, das Projekt, das morgen Deadline hat. Du setzt dich hin, Laptop auf, denkst „Jetzt mach ich was für mein Business.“ Aber dein Kopf? Der ist noch im Büro. Also checkst du „nur kurz“ die Job-E-Mails. Dabei läuft Netflix im Hintergrund, „für die Atmosphäre“. Du versuchst zu schreiben, aber die Gedanken sind zäh, klebrig, unfokussiert. Nach einer Stunde sitzt du da, hast vielleicht drei Sätze getippt, und denkst: „Heute wird’s eh nichts mehr.“

Das kommt dir bekannt vor, oder?

Das ist nicht Faulheit. Das ist Context-Switching. Der stille Killer deiner Produktivität.

Die Wissenschaft sagt: Es dauert durchschnittlich 23 Minuten, bis du nach einer Unterbrechung wieder den vollen Fokus hast!

Jetzt rechne mal nach: Ein normaler Arbeitstag. Morgens erste E-Mail checken, dann eine Nachricht von einem Kollegen auf Slack, dann Meeting, dann zurück zur eigentlichen Aufgabe, aber da vibriert schon das Handy. Eine Push-Benachrichtigung, dann noch schnell die Antwort tippen, zurück zum Projekt, aber wo war ich nochmal? Ah ja, dann kommt die Meeting-Erinnerung… und so weiter. Den ganzen Tag.

Bei 20 Wechseln am Tag? Das sind 5-8 Stunden verschwendete Fokuszeit. PRO TAG.

Und abends willst du dann noch für dein eigenes Projekt fokussiert arbeiten? Nach einem Tag voller Unterbrechungen?

Guter Witz.

Meine Lösung: Die Block-Methode für Vielbeschäftigte

Ich hab aufgehört, den ganzen Tag auf alles zu reagieren.

Stattdessen gibt es klare Blöcke:

Kommunikation läuft bei mir nur zweimal täglich. Um 11 und um 16 Uhr jeweils für  30 Minuten lang alle E-Mails, Slack-Nachrichten, Messages durchgehen. Dazwischen? Notifications aus. Wirklich aus. Kein „nur kurz checken“. Nichts.

Content-Erstellung passiert nur an bestimmten Tagen. Dienstag und Donnerstag, 20:00 bis 22:00 Uhr. In dieser Zeit schreibe ich. Nicht recherchieren, nicht E-Mails, nicht „nur kurz was nachschauen“. Die Recherche ist vorher passiert. Jetzt wird produziert. Punkt.

Wie der Artikel den du gerade liest.

Admin-Kram? Samstag, 10 bis 11 Uhr. Buchhaltung, Rechnungen, Organisation. Alles auf einmal, dann ist Ruhe für die Woche.

„Aber Alex, was wenn’s dringend ist?“

In 20 Jahren Arbeitsleben: Wirklich dringende Sachen? Vielleicht 5 Mal. Und da ruft jemand an. Der Rest kann 3 Stunden warten.

Und das Ergebnis?

Statt zehnmal am Tag „kurz 5 Minuten“ (die in Wahrheit 30 werden) hab ich klare Blöcke. Mein Hirn weiß: „Jetzt ist Schreib-Zeit“ oder „Jetzt ist Admin-Zeit“.

Kein Wechsel. Kein „Was mach ich als nächstes?“. Kein Verzetteln.

Und weißt du was? Ich schaff in 90 Minuten fokussiert mehr als früher in 4 Stunden Chaos.

ABER: Und hier kommt der entscheidende Punkt. Das funktioniert nur, wenn du einen klaren Übergang hast. Einen mentalen Umkleideraum zwischen „Angestellter“ und „Unternehmer“.

Mein Feierabend-Ritual: Der mentale Umkleideraum

Ich hab’s mit einem simplen Ritual gelöst, das mich in 15 Minuten von „Angestellter“ zu „Gründer“ bringt.

Punkt 18 Uhr. Der Laptop geht zu. Nicht „noch schnell eine E-Mail“. Zu heißt zu. Ich stehe auf, ziehe die Jacke an und gehe raus. Zehn Minuten spazieren, ohne Handy, ohne Podcast, nur ich und die Straße. Manchmal denke ich über den Tag nach, manchmal über gar nichts. Der Job bleibt draußen auf dem Gehweg, mit jedem Schritt weiter weg.

Das Ritual beginnt. Zurück zu Hause mache ich mir einen Tee. Nicht aus Gewohnheit oder weil ich müde bin, sondern als Signal. Während das Wasser kocht, spüre ich, wie sich was verändert. Der Tee ist fertig, ich nehme die Tasse und gehe zu meinem Platz. Nicht dort, wo ich tagsüber für den Job arbeite. Ein anderer Stuhl, ein anderer Blickwinkel, eine andere Ecke im Zimmer. Physisch getrennt.

Ich setze mich hin, nehme mein Notizbuch und schreibe eine einzige Frage auf:

„Was ist heute in meinem Business wichtig?“

Und darunter eine einzige Antwort. Nicht fünf Dinge, nicht eine Liste. Eine Sache. Die wichtigste.

Dann ist es 18:30 Uhr. Go Time.

Klingt simpel? Ist es. Aber es funktioniert.

Weil dein Gehirn Rituale liebt. Weil es klare Signale braucht: „Jetzt ist was anderes dran.“

5 Rituale für verschiedene Typen

Du bist nicht ich. Dein Ritual muss zu DIR passen. Hier sind Alternativen:

Der Bewegungs-Typ:

  • 15 Minuten Joggen/Spazieren nach dem Job
  • Umziehen (wirklich: andere Kleidung = anderer Modus)
  • 5 Push-ups vorm Laptop (klingt komisch, aber der körperliche Reset hilft)

Der Musik-Typ:

  • Eine spezifische Playlist nur für „Projekt-Zeit“
  • Immer die gleichen 3 Songs als Warm-up
  • Noise-Cancelling-Kopfhörer auf = „Ich bin jetzt in meiner Welt“

Der Struktur-Typ:

  • Timer auf 45 Minuten (die Zeit gehört NUR dir)
  • Handy in anderen Raum (wirklich. Nicht lautlos. WEG.)
  • Schreibtisch aufräumen, bevor du startest (klarer Raum = klarer Kopf)

Der Soziale Typ:

  • „Ich bin in 1 Stunde wieder da“ zur Familie sagen (klare Erwartung)
  • Tür zu, Signal für alle: „Jetzt nicht stören“
  • Nach der Stunde: 10 Minuten Quality Time als Belohnung

Der Perfektionismus-Typ (also wahrscheinlich du):

  • Post-It am Bildschirm: „Done > Perfect“
  • Regel: Was immer du in 45 Minuten schaffst, ist genug
  • Kein „nochmal überarbeiten“. Morgen ist auch noch ein Tag

Welcher Typ bist du?

Probier’s aus. Aber dann bleib dabei. Mindestens 2 Wochen.

Fazit: Die unbequeme Wahrheit

Weißt du, was das eigentliche Problem ist?

Es ist nicht die Zeit. Es war nie die Zeit.

Es ist die Angst. Die Angst, anzufangen und zu scheitern. Die Angst, dass es nicht perfekt wird. Die Angst, dass du doch nicht „gut genug“ bist.

Und solange du dir selbst erzählst „Ich hab keine Zeit“, musst du dich dieser Angst nicht stellen.

„Keine Zeit“ ist die bequemste Ausrede. Weil sie objektiv klingt. Weil du dich damit nicht schlecht fühlen musst. Weil jeder nickt und sagt: „Ja, verstehe ich total.“

Aber du weißt selbst: Es ist eine Lüge.

Du hast Zeit. Vielleicht nicht 4 Stunden am Tag. Aber 60 Minuten? Die hast du.

Die Frage ist: Bist du bereit, sie zu nutzen? Ohne perfekt zu sein. Ohne Garantien. Einfach mal anzufangen?

Jetzt wird’s konkret: Die 48-Stunden-Challenge

Genug Theorie. Hier ist deine Challenge.

Du hast jetzt zwei Optionen:

Option 1: Du nickst zustimmend, denkst „gute Punkte“, und machst… nichts.

Business as usual. Morgen ist dann wieder das gleiche Gefühl: „Ich hätte keine Zeit. Ich würde ja gerne, aber…“

In einem Jahr sitzt du wieder hier. Mit den gleichen Gedanken. Nur ein Jahr älter.

Option 2: Du testest es. 48 Stunden. Ehrlich.

Was hast du zu verlieren?

Hier ist dein konkreter Plan für die nächsten 48 Stunden:

Hier ist meine Challenge für dich. Und ich warne dich: Es wird unbequem.

Die nächsten 48 Stunden trackst du ALLES:

  • Wann stehst du auf, wann gehst du schlafen?
  • Wie lange brauchst du für den Weg zur Arbeit? (Und was machst du währenddessen?)
  • Wann checkst du Social Media? (Jedes. Einzelne. Mal.)
  • Wie viele Meetings hast du? Welche bringen wirklich was?
  • Was machst du abends zwischen 19 und 22 Uhr?
  • Was machst du in der Mittagspause wirklich?

Notier’s in deinem Handy. In einer simplen Notiz-App. Keine fancy Tools.

Nach 48 Stunden schaust du dir das an. Ehrlich. Ohne dich zu rechtfertigen.

Ich garantiere dir: Du findest 60 Minuten täglich, die du anders nutzen könntest. Ohne auf irgendetwas Wichtiges zu verzichten.

60 Minuten.

Nicht 4 Stunden. Nicht „früh aufstehen um 5“. Nicht „Wochenende opfern“. Eine (1) Stunde.

Und weißt du was? Diese eine Stunde verändert alles.

Lernen durch Machen.